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Pflegerin unterhält sich mit Seniorin, dahinter steht ein Weihnachtsbaum

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Nicht jeder feiert Weihnachten im Kreis der Familie
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Zum Weihnachtsfest 2023: Wenn Dornen Rosen tragen

veröffentlicht 07.12.2023

von Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN

Anlässlich des Weihnachtsfestes 2023 vertraut die Stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf darauf, dass Gott sieht, wo Risse durch persönliche Lebensgeschichten gehen. Durch das Gesehen werden verbindet sie eine Hoffnung.

Weihnachtszeit. In vielen Häusern und Geschäften werden Krippenfiguren aufgestellt: Ochs und Esel, eine glücklich strahlende Maria in blauem Gewand, ein treusorgender Josef mit Wanderstab und über allem ein Engelschor. Mittendrin friedlich: das Jesuskind. Manchmal erscheinen mir solche Darstellungen der Ausdruck einer Sehnsucht zu sein: Nach Sicherheit, nach Frieden, nach Zusammenhalt in der Familie. Völlig verständlich, denn wer sehnt sich nicht nach all dem, gerade zu Weihnachten?

Pfarrerin Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN

© Peter Bongard

Pfarrerin Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN

 „Maria durch ein Dornwald ging“ dieses alte Lied, ursprünglich wohl beim Pilgern gesungen, hat auch in das Beiheft zu unserem Gesangbuch Eingang gefunden. Es öffnet meinen Blick für eine andere Dimension von Weihnachten.

Ich stelle mir vor: Maria, eine junge Frau, ist plötzlich schwanger. Zuerst ist sie erschrocken. Wie soll das gehen, als unverheiratete Frau zur damaligen Zeit? Dornig und steinig erscheint ihr der Weg, der vor ihr liegt. Und trotzdem spürt sie eine leise Freude in sich aufkeimen. Vielleicht will Gott es so. Dann kommt der kleine Jesus zur Welt. Aber nicht in einem sauberen Krankenhaus mit einem weichen Bettchen, sondern in einem ärmlichen Stall, weit weg von Zuhause.

Die ersten, die das Neugeborene besuchen, sind Hirten: Menschen vom Rand der Gesellschaft mit rauen Gesichtern und schwieligen Händen. Und doch ist da auf einmal ein Leuchten. Ich stelle mir vor, die Hirten haben einfache Geschenke dabei für die fremde Familie: Ein halbes Brot, ein weiches Lammfell, einen Schluck Ziegenmilch. Über allem scheint der Weihnachtsstern. Licht in der Dunkelheit: Gott ist zur Welt gekommen.

Gott sieht uns, wo Wunden und Schwielen sind, oder Dornen den Weg säumen. Dorthin begibt er sich mit seiner Kraft und bringt etwas zum Blühen.

Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN

All das Sorgenvolle und Schwere verschwindet für einen Moment. „…da haben die Dornen Rosen getragen…“, heißt es in dem Lied. 

In diesem Jahr, in dem so vieles auf unserer Welt im Argen liegt, ist das meine WeihnachtshoffnungGott lässt sein Licht besonders da leuchten, wo nicht Glitzer und Gloria und ein perfekt geschmückter Weihnachtsbaum alles überstrahlen. Er sieht uns Menschen, wo Risse durch die Welt oder unsere ganz persönlichen Lebensgeschichten gehen. Er sieht uns, wo Wunden und Schwielen sind, oder Dornen den Weg säumen. Dorthin begibt er sich mit seiner Kraft und bringt etwas zum Blühen.

Dornen tragen Rosen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten!
Ihre Ulrike Scherf

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