
© Martin Biehl
Gemeindepädagog*innen befassten sich mit der Schärfung des Berufsbildes
veröffentlicht 19.11.2025
von Peter Bernecker
„Was uns eint, was uns trägt: Gemeindepädagogik 2030 im Blick“ – unter diesem Motto fand am 17. November 2025 an der Evangelischen Hochschule Darmstadt der Gesamtkongress des gemeindepädagogischen Dienstes der EKHN statt.
Rund 90 Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen aus allen Regionen der Landeskirche kamen zusammen, um sich über Profession, Rolle und Zukunft ihres Arbeitsfeldes auszutauschen.
Organisiert wurde er von dem designierten Team des in Aussicht stehenden Ständigen Ausschusses Gemeindepädagogischer Dienst der EKHN, unterstützt durch die Fachreferentinnen und Fachreferenten für Gemeindepädagogik in der Kirchenverwaltung.
Die Hochschule als Ort, an dem Kirche, Bildung und Gesellschaft zusammenkommen
Zu Beginn betonte der Vizepräsident der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Prof. Dr. Michael Schilder, in seinem Grußwort die besondere Bedeutung des Ortes: Die Evangelische Hochschule sei ein Raum, in dem Kirche, Bildung und Gesellschaft zusammenkommen – ein Ort gelebter Gemeinschaft, an dem theologisches Denken, pädagogisches Handeln und gesellschaftliche Fragen verbunden werden. Gemeindepädagogik sei immer auch Ausdruck einer Kirche, die lernend unterwegs ist und ihre Zukunft mutig gestaltet.
EKHN im Wandel: Was Kirche heute trägt und eint
Der neue Leiter des Dezernats Kirchliche Dienste in der EKHN, André Witte-Karp, rückte in seinem Impuls die Frage ins Zentrum, was Kirche heute trägt und eint. Er beschrieb die EKHN als eine Kirche im Wandel, die neue Wege suche und zugleich ihre Kernaufgaben im Blick behalten müsse. Der Transformationsprozess – etwa im Rahmen der Nachbarschaftsräume oder der gemeinsamen Dienstordnung – erfordere fachliche, theologische und pädagogische Kompetenz gleichermaßen. „Wenn es gut läuft“, so Witte-Karp, „können wir uns mit unseren unterschiedlichen Gaben und Professionen gemeinsam strategisch ausrichten und neue Spielräume eröffnen – als Kirche mitten in dieser Welt.“
Vier Generationen im Gespräch: Erfahrungen, Prägungen und Perspektiven
Im anschließenden Talk kamen unterschiedliche Generationen der Gemeindepädagogik zu Wort: Kristin Flach-Köhler, nach 40-jähriger Dienstzeit jüngst in den Ruhestand verabschiedet, Ingo Mörl, Absolvent der 1970er Jahre sowie Ilka Werdan-Staudt und Elian Lorenz als Vertreter der jüngeren Generation. Sie berichteten von ihren fachlichen Erfahrungen, biografischen Prägungen und beruflichen Herausforderungen. Dabei wurden Unterschiede sichtbar, aber noch deutlicher die gemeinsame Leidenschaft für eine Pädagogik, die Glauben lebensnah kommuniziert und Menschen stärkt.
Gemeindepädagogik zwischen Anerkennung, Profession und Leidenschaft
Flach-Köhler erinnerte daran, dass der Studiengang Gemeindepädagogik in den 1980er Jahren noch um Anerkennung kämpfte. Wichtige Anliegen waren für sie stets Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit – Werte, die sie in die EKHN führten und ihr Arbeiten als Erwachsenenbildnerin prägten. Mörl hob den fruchtbaren Dialog von Theologie, Psychologie, Soziologie und Pädagogik im Studium hervor. Elian Lorenz, Absolvent des neuen Doppel-Bachelor-Studiengangs, beschrieb Gemeindepädagogik mit einem Bild: „Sie ist wie ein Ladekabel – sie verbindet Menschen mit der Kraftquelle.“ Ilka Werdan-Staudt hingegen schilderte, wie sie nach dem Studium zunächst auf der Suche nach einer klaren Definition von Gemeindepädagogik war und sich die notwendigen theologischen Kompetenzen weiter aneignete.
Theologie und Pädagogik: Ein notwendiger Schulterschluss
Eine zentrale Frage des Tages war das Verhältnis von Theologie und Pädagogik, da Gemeindepädagogik immer religionspädagogische Kompetenz einschließe und theologisch fundiert arbeiten müsse. Theologie und Glauben in den Alltag zu übersetzen, sei Kernaufgabe gemeindepädagogischer Arbeit, so die Überzeugung der Anwesenden.
Workshops zeigen: Gemeindepädagogik bleibt im Wandel
In mehreren Workshops am Nachmittag diskutierten die Teilnehmenden die spezifischen Anforderungen in verschiedenen Handlungsfeldern – von Kinder- und Jugendarbeit über Erwachsenenbildung bis hin zu Seelsorge und Konfirmandenarbeit. Die Ergebnisse wurden in prägnanten Sätzen zusammengefasst: Gemeindepädagogik ist im Wandel, sucht beständig nach ihrem Selbstverständnis und verbindet christliche Sozialarbeit mit einem klaren Glaubensfundament. Als zentraler Kern wurde die dialogische Kommunikation des Evangeliums benannt.
Räume öffnen: Kompetenzen für eine Kirche in Veränderung
Kompetenzen wie Begleiten, Ermöglichen, Seelsorge und Prozessgestaltung prägen das berufliche Selbstbild. Besonders hervorgehoben wurde die Fähigkeit, Räume zu öffnen – für Fragen des Glaubens, für persönliche Entwicklung und für gemeinsames Lernen in einer Kirche, die sich verändert.
Wunsch nach mehr Zusammenarbeit über Berufsgrenzen hinweg
Der Tag machte deutlich: Der Austausch untereinander stärkt das fachliche Profil der Gemeindepädagogik. Gleichzeitig besteht der Wunsch nach stärkerer Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Professionen – in Nachbarschaftsräumen, in Projekten, in Konferenzen und strukturellen Gremien.
Text: Martin Biehl
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