Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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Heike Wilsdorf verabschiedet sich in den Ruhestand

veröffentlicht 27.10.2025

von Peter Bernecker

Nach über drei Jahrzehnten in unterschiedlichen kirchlichen und bildungsbezogenen Arbeitsfeldern verabschiedet sich Heike Wilsdorf Ende Oktober in den Ruhestand.

Über zwei Jahrzehnte hat sie den Fachbereich Erwachsenen- und Familienbildung im Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) geprägt.
Kolleg*innen, Wegbegleiter*innen und Mitarbeitende beschreiben Heike Wilsdorf als inspirierende Führungspersönlichkeit – offen, humorvoll und klar in ihrer Haltung.

Von der Vikarin zur Fachbereichsleiterin

Heike Wilsdorf begann ihren beruflichen Weg 1990 mit dem Vikariat in Darmstadt-Kranichstein. Nach ihrer ersten Pfarrstelle in der Christuskirchengemeinde Sprendlingen wechselte sie nach Offenbach, wo sie in der Markusgemeinde und in der Krankenhausseelsorge tätig war.

Nach rund zehn Jahren in der Gemeindearbeit suchte sie eine neue Herausforderung – und fand sie außerhalb der Kirche: als Leiterin der Volkshochschule Darmstadt. „Die Leitung der Volkshochschule war für mich ein Sprung in ein neues Arbeitsfeld – herausfordernd, aber zugleich bereichernd und wunderbar“, erinnert sie sich.

Diese Zeit außerhalb kirchlicher Strukturen schärfte ihren Blick für Bildungspolitik, Organisation und gesellschaftlichen Wandel – Erfahrungen, die sie später in die kirchliche Bildungsarbeit einbrachte. 2003 kehrte sie zur EKHN zurück und übernahm die Leitung des Fachbereichs Erwachsenenbildung, der später mit der Familienbildung zusammengeführt wurde. Mehr als 20 Jahre lang prägte sie diesen Bereich im Zentrum Bildung mit Weitblick und Gestaltungsfreude.

Engagement für Bildung und Teilhabe

Heike Wilsdorf hat die evangelische Erwachsenenbildung auf Landes- und Bundesebene nachhaltig geprägt. Im Mittelpunkt ihres Wirkens stand die strategische und inhaltliche Weiterentwicklung des Fachbereichs – stets mit Gespür für gesellschaftliche Veränderungen und die Bedürfnisse der Menschen in einer digitalen, sich wandelnden Welt.

Unter ihrer Leitung entstanden Bildungsangebote, die Teilhabe, Selbstbestimmung und Gemeinschaft fördern.

Als Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Erwachsenenbildung Hessen (EEB Hessen) setzte sie sich für die Interessen evangelischer Bildungseinrichtungen mehrerer Landeskirchen ein. Auch als Vorsitzende der Evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (ELAG) stärkte sie die Vernetzung evangelischer Bildungsarbeit und förderte den Austausch zwischen verschiedenen Trägern und Konfessionen.

Auf Bundesebene brachte sie ihre Expertise in der Evangelischen Erwachsenenbildung Deutschland e. V. (EEB Deutschland) ein. Dort arbeitete sie an Grundsatzfragen evangelischer Bildungsarbeit mit, förderte Kooperationen mit öffentlichen und freien Trägern und setzte Impulse zu Themen wie Digitalisierung, Teilhabe und soziale Gerechtigkeit.

Vielfalt und Zusammenarbeit als Stärke

Wenn Heike Wilsdorf auf ihre Zeit zurückblickt, erinnert sie sich an viele prägende Momente: an die Vielfalt der Themen, an Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen und an die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams.

„Das war für mich ein Highlight – diese große Vielfalt und die Möglichkeit, mit ganz unterschiedlichen Menschen gemeinsam an Bildung zu arbeiten.“

Die letzten Jahre beschreibt sie als stärker geprägt von Verwaltung, Strukturveränderungen und kirchlicher Transformation. „Das war manchmal schade, weil die inhaltliche Arbeit in den Hintergrund rückte“, sagt sie offen. Doch sie blieb ihrem Gestaltungswillen treu – mit klarem Blick für das, was Bildungsarbeit im Kern ausmacht: Freiheit, Verantwortung und gesellschaftliche Relevanz.

Blick nach vorn – Bildung als Herzstück der Kirche

Auch mit dem Eintritt in den Ruhestand richtet Heike Wilsdorf den Blick nach vorn. Für sie ist Bildung im kirchlichen Kontext weit mehr als Wissensvermittlung: Sie ist ein Beitrag zu Demokratie, gesellschaftlicher Teilhabe und menschlichem Miteinander.

„Ich halte die Erwachsenenbildung für gesamtgesellschaftlich unerlässlich – sie eröffnet Räume des Nachdenkens, der Begegnung und des gemeinsamen Lernens.“

Sie plädiert dafür, die Erwachsenenbildung gerade in Zeiten kirchlicher Transformation nicht als Nebenschauplatz, sondern als Herzstück kirchlicher Bildungsarbeit zu verstehen – ein Bereich, der Menschen in allen Lebensphasen begleitet.

„Ich wünsche mir, dass sich das Team den Spaß an der Arbeit nicht durch Strukturveränderungen nehmen lässt – und erfinderisch bleibt.“

Ein Abschied mit Wertschätzung

Kaum jemand im Fachbereich Erwachsenen- und Familienbildung wird Heike Wilsdorf ohne Wehmut ziehen lassen. In Gesprächen mit Mitarbeitenden wird deutlich, welch großen Eindruck sie hinterlässt. Sie wird beschrieben als Chefin, wie man sie sich nur wünschen kann: fair, motivierend, diskussionsfreudig und entscheidungsstark – und zugleich menschlich, humorvoll und offen.

„Ich werde vermissen, dass ihre Tür immer offen stand und sie sich Zeit für Gespräche genommen hat.“
„Ihre Andachten waren besonders – tiefgründig, aktuell, manchmal humorvoll und immer berührend.“
„Sie hatte eine wertschätzende und vertrauensvolle Art, gleichzeitig streng und behutsam – diesen Bogen bekommt kaum jemand so hin.“

Viele erzählen, dass Heike Wilsdorf mit ihrer ruhigen, aber bestimmten Art Orientierung gegeben hat. Sie ließ Diskussionen zu, übernahm Verantwortung, traf Entscheidungen und stärkte ihr Team. Ihr Führungsstil war geprägt von Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Lernen.

Über sich selbst sagt sie: „Ich werde die Inspiration vermissen, die ich von Kolleginnen und Kollegen bekommen habe.“ Diese Haltung beschreibt sie treffend: Führung als Miteinander – aus Geben und Nehmen, Verantwortung und gemeinsamer Entwicklung.

Mit Heike Wilsdorf verliert die EKHN eine Stimme, die die Erwachsenenbildung über viele Jahre geprägt und nach außen vertreten hat – mit theologischer Tiefe, bildungspolitischem Weitblick und menschlicher Wärme.

„Es war eine Zeit voller Begegnungen, voller gemeinsamer Ideen und wertvoller Erfahrungen. Ich habe unglaublich viel gelernt – über Menschen, über Bildung und über die Kirche als lernende Organisation.“

Das Team wird sie vermissen – für ihre Haltung, ihren Humor, ihre offene Tür und ihr echtes Interesse an den Menschen.

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