
© Zahra Famarini
Kirchenpädagogische Ausbildung vermittelt Wissen und viele Erfahrungen
veröffentlicht 24.06.2025
von Peter Bernecker
Seit vielen Jahren hat wieder ein Kirchenführer-Ausbildungskurs in der EKHN stattgefunden. Zwei der Teilnehmenden berichten von vielen positiven Erfahrungen.
Erstmals seit vielen Jahren hat in der EKHN wieder ein Ausbildungskurs für Kirchenführerinnen und Kirchenführer stattgefunden. Geleitet wurde der Kurs von Ricarda Heymann aus dem Zentrum Bildung.
Am 5. Juli 2025 wird der Abschluss des Kurses mit einem festlichen Gottesdienst in der Christopherus-Kirche in Darmstadt gefeiert. Zwölf Personen haben an der Ausbildung teilgenommen. Acht von ihnen erhalten das „große“ Zertifikat des Bundesverbands Kirchenpädagogik – darunter fünf evangelische, ein katholischer und zwei konfessionslose Teilnehmende.
Die Ausbildung soll künftig regelmäßig angeboten werden. Der nächste Kurs ist bereits in Planung und soll im Herbst 2026 starten.
„Die positive Resonanz zeigt, wie lebendig das Interesse an Kirchenpädagogik ist“, so Ricarda Heymann. Ziel der Ausbildung ist es, Kirchenräume nicht nur als historische Orte, sondern auch als spirituelle Erfahrungsräume erschließbar zu machen.

© Gottfried Cramer
Die Kosten werden gut 1.000 Euro betragen. Nach dem Ehrenamtsgesetz kann die Ausbildung gefördert werden – wenn die Personen gemeindlich gebunden sind.
Infos bei Ricarda Heymann im Zentrum Bildung der EKHN: ricarda.heymann@ekhn.de
Die Kirchenpädagogische Ausbildung umfasst mehrere Wochenenden über eineinhalb Jahre hinweg und wird 2026 wieder vom Zentrum Bildung angeboten.
Überraschend viele positive Erfahrungen
Zum Abschluss der Kirchenpädagogischen Ausbildung 2024/2025 haben die Kursleiterinnen Ricarda Heymann und Birgit Kurmis mit zwei Teilnehmenden ein Abschlussinterview geführt. Beate aus Homberg (Ohm) und Stephan aus Frankfurt schildern ihre persönlichen Erfahrungen.
Ricarda und Birgit: Was war eure Ausgangsmotivation?
Beate: Ich habe vorher schon Stadtführungen gemacht, da bin ich natürlich immer wieder auf die Kirche gestoßen. Während der Familienphase war Kirche bei mir nicht präsent, durch die Stadtführungen ist sie mir wieder mehr ins Bewusstsein gekommen – bis dahin, dass ich mich in den Kirchenvorstand habe wählen lassen und dann auch den Schlüssel und die Verantwortung für das Gebäude hatte. Die Ausschreibung kam dann auch über den Kirchenvorstand zu mir. Verschiedene Leute haben mich wohl darin gesehen und mich darauf angesprochen. Ich muss zugeben: Ich wollte auch etwas für mich tun. Die Kurszeiten haben mir Freiräume verschafft, um mal aus meiner damaligen Situation rauszukommen. Klar hatte ich auch Bammel: Was kommt auf mich zu? Wer ist da? Was wissen die alle schon?
Stephan: Kirchenführer werden! Ich bin konfessionslos, aber in den letzten 15 Jahren fällt mir das Thema Religion immer wieder vor die Füße. Ich treffe Leute, die zu meiner Überraschung gläubig sind und lebhaft davon erzählen. Vor einiger Zeit habe ich eine Führung in der Justinuskirche in Frankfurt erlebt, und da dachte ich, ich gucke mir das mal genauer an. Der Kurs hat mich auf dem Weg weitergebracht – in mehrfacher Hinsicht, persönlich wie fachlich.
Ricarda und Birgit: Was möchtet ihr mit dem Gelernten anfangen?
Beate: Ich möchte das Gelernte für die Konfi-Arbeit nutzen. Das hat auch etwas mit meiner persönlichen Erfahrung zu tun. Kirche war bei mir so weit aus dem Blick geraten, ich hatte am Anfang eine gewisse Ehrfurcht und Unsicherheit vor dem ganzen Neuen, das mir begegnet ist. Schade, dass man sich in der Kirche so klein fühlt. Unsere Konfis sind heute ganz anders – scheinbar respektlos. Aber ich glaube, das ist ihre Art, Unsicherheit zu überdecken. Da kommt meine Motivation rein. Ich stelle mir zwei Wege vor: Ich möchte den Konfis die Kirche als Gebäude nahebringen – ganz niedrigschwellig, ihren Untersucher- und Forschergeist wecken. Wenn sie etwas wissen und sich kompetent fühlen, können sie bei den Erwachsenen punkten und Oberwasser gewinnen, wenn sie ihren Eltern die Kirche erklären können.
Und der zweite Weg: Ich möchte ihnen den Kirchenraum noch einmal anders erleben lassen, wie wir es in der Kirchenpädagogik auch gelernt haben. Sie eintreten lassen: Wann bin ich bereit, hineinzugehen? Dem inneren Impuls nachspüren. Bei sich selbst ankommen und Ruhe finden, eigene Erfahrungen einbringen. Auch erfahren, dass es so etwas gibt – alles ist erlaubt, nichts kann falsch sein als Reaktion. Pubertät ist ja auch eine schwierige Zeit.
Stephan: Ich habe Kontakt zur Paulskirchengemeinde aufgenommen, und wir sind im Gespräch darüber, wie ich mich dort künftig einbringen kann – mit klassischen Führungen, aber auch als Wegbegleiter. Ich erhoffe mir da viel interessanten Austausch. Herausfordernd ist für mich, dass meine Kinder eine sehr kritische bis feindliche Haltung gegenüber der Kirche haben. Zugegeben: Die Nachrichtenlage über die Kirchen ist nicht gerade positiv. Ich versuche zu erklären, was wertvoll ist – die Auseinandersetzung mit sich selbst und die Hilfe dabei. Die Frage, wie man sich mit seinem eigenen Ich in der Gemeinschaft positioniert. Ich freue mich auf den Kontakt zur Paulskirchengemeinde, habe aber auch Respekt – da schwingt eine Verpflichtung mit. Aber ich bin unheimlich neugierig auf die Gespräche und die Bereicherung, die das bedeutet.
Ricarda und Birgit: Was hat euch am meisten überrascht?
Beate: Das neue Erleben hat mich mit mir selbst in Kontakt gebracht. Zum Beispiel, als wir in Wetzlar das Labyrinth gegangen sind – das war unerwartet. Man weiß einfach nicht, wie man in einem bestimmten Moment reagiert. Oder in Dausenau, als wir gemeinsam eine spirituelle Führung erarbeitet haben. Wie ich da meinen Platz gefunden habe unter dem Fünfer-Schlussstein, in dem alle Gewölbe zusammenlaufen. Das ist das, was wir alle wollen – diese Kraft, die uns alle übermannt hat, die Resonanz in den Gesichtern der anderen, diese überschüssige Energie, die sich da gesammelt hat. Und dann hat Micha sich an die Orgel gesetzt und gespielt. Das war das Sahnehäubchen. Symbolik im Vollzug erleben – das war es.
Es war auch einfach toll, was in der Gruppe gewachsen ist. Wir sind so unterschiedlich, und da ist ein gewachsener Respekt voreinander, sich auch wirklich zuzuhören. Ich wünsche so vielen Menschen, dass sie so eine Erfahrung machen!
Stephan: Ich habe viel Überraschendes erlebt – zum Beispiel das Labyrinth. Und was ich gar nicht erwartet habe, war, wie sehr im Laufe der Zeit unter den Teilnehmenden eine Gemeinschaft entsteht. Es war so eine große gegenseitige Neugier und so viel Interesse da – Respekt und die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Eine schöne Überraschung.
Ricarda und Birgit: Was möchtet ihr zukünftigen Teilnehmenden mitgeben?
Beate: Eine riesige Erfahrung in der eigenen Entwicklung! Die Gebäude stellen einen Fokus her, eine gerichtete Aufmerksamkeit auf Themen – einen Resonanzraum mit einer gewissen Sicherheit. Ich bin nicht extrem religiös, aber ich spüre die Gemeinschaft, die gemeinsam Gutes gestalten möchte. Jedes Talent jeder einzelnen Person, die zur Gemeinschaftsentwicklung beitragen mag, hat da seinen Platz. Kirchenpädagogik ist für mich auch die Ermutigung, dass die eigene Wahrnehmung im Raum eine richtige ist.
Stephan: Anmelden und mitmachen! Weil es sich in vieler Hinsicht lohnt. Ich habe nicht nur sehr viel über einzelne fachliche Themen gelernt, sondern auch vieles, was mich direkt berührt hat, woran ich arbeiten musste. Das schafft ein Bewusstsein über Aspekte der eigenen Persönlichkeit. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich das gemacht habe – außergewöhnliche Wochenenden, in denen ich viel erfahren habe: von der Welt, dem Christentum und von mir selbst. Ich habe schon Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung gemacht – aber bei der Kirchenführerausbildung habe ich gar nicht so sehr damit gerechnet, wie viel in dieser Hinsicht drinsteckt. Kirchliche und christliche Themen befassen sich eben direkt mit den Fragen des Menschseins.