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Neuer Film über Bonhoeffer steht in der Kritik
veröffentlicht 13.03.2025
von epd / Online-Redaktion der EKHN
Der Film „Bonhoeffer“ ist am 13. März in den deutschen Kinos gestartet und sorgt für Diskussionen. Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der EKHN und renommierte Bonhoeffer-Expertin, übt Kritik. Sie zeigt alternative Wege auf, um sich mit dem Vermächtnis Dietrich Bonhoeffers auseinanderzusetzen.
Dietrich Bonhoeffer, ein führender evangelischer Theologe im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, inspiriert bis heute viele Menschen. Am 13. März ist der Film „Bonhoeffer“ des Regisseurs Todd Komarnicki in den deutschen Kinos gestartet - rechtzeitig vor dem 80. Todestag des Theologen im April. Christiane Tietz, die mehrere Publikationen über Bonhoeffer veröffentlicht hat, hat den Film gesehen und kritisiert ihn in einem Interview mit Pfarrer Frank Muchlinsky von evangelisch.de.
Davon handelt der Film
Der Film „Bonhoeffer“ zeigt dessen Kindheit in einer großbürgerlichen Familie, seine Studienjahre in New York und seine Begegnungen mit Ungerechtigkeit und Rassismus sowie seine Präsenz in der afroamerikanischen Community. Ein zentraler Fokus des Films liegt auf Bonhoeffers Widerstand während des Nationalsozialismus in Deutschland und seinem Engagement in der Bekennenden Kirche.
Der Film ist mit einer Reihe prominenter deutscher Schauspieler besetzt: Jonas Dassler spielt die Titelrolle, während Moritz Bleibtreu und August Diehl ebenfalls bedeutende Rollen übernehmen. Laut dem Evangelischen Pressedienst (epd) hat der Film jedoch nur wenig Gemeinsamkeiten mit dem historischen Vorbild von Dietrich Bonhoeffer.
evangelisch.de: Christiane Tietz im Gespräch über Dietrich Bonhoeffer
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Vermächtnis verfälscht
Das sieht auch Christiane Tietz so. Ihr Hauptkritikpunkt ist das Buch, auf dem der Film basiert. Christiane Tietz erklärt: „Die Grundlage des Filmes ist eine Biografie von Eric Metaxas, einem fundamentalistischen Christen, die auf den amerikanischen Bestsellerlisten stand.“ Plot sei unter anderem, dass "Christenmenschen gegen das liberale Amerika kämpfen müssen." So werde die Figur Bonhoeffers in einer bestimmten Weise in Beschlag genommen, die nicht mit der historischen Figur und den wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinstimmt. So sehen es auch die Nachkommen von Dietrich Bonhoeffer. Der epd berichtet, dass die Nachfahren der Geschwister Bonhoeffers den Biografen als eine „Schlüsselfigur für diesen Missbrauch“ nennen. In einem offenen Brief reagierten sie anlässlich des US-Starts des Films, „mit Entsetzen“ darauf, wie Bonhoeffers Vermächtnis „verfälscht und missbraucht“ und ein „friedliebender, freiheitlich gesinnter Menschenfreund" zu einem „evangelikalen Heiligen“ gemacht werde.
Eigentliche Probleme des Nationalsozialismus werden nicht benannt
Christiane Tietz bemängelt, dass der Film die wahren Probleme im Nationalsozialismus verschweigt: „In dem Film ist nicht die Rede von gesellschaftlichen Problemen, die zum Nationalsozialismus geführt haben.“ Stattdessen werde im Film die Kirche als das eigentliche Problem dargestellt, und Bonhoeffer als der Einzige, der sich dagegen wandte.
Ein positiver Aspekt des Films sei, dass er zeige, "dass Bonhoeffer ein Kämpfer gegen Rassismus war", so Christiane Tietz.
Distanzierung einiger Mitwirkender
Laut dem epd haben sich eine Reihe von Mitwirkenden inzwischen in einer eigenen Mitteilung „tief besorgt“ über eine missbräuchliche Verwendung des Films den Bedenken der Nachkommen angeschlossen, darunter die deutschen Schauspieler Jonas Dassler, August Diehl und Moritz Bleibtreu.
Empfohlene Filme zu Bonhoffer
Christiane Tietz kennt Filme über Dietrich Bonhoeffer, die sie gerne empfiehlt:
- „Bonhoeffer – die letzte Stufe“ von Erik Till
- „Wer glaubt, der flieht nicht“ der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft – besonders geeignet für junge Leute und Schulklassen.
Buchtipp:
- Christiane Tietz: Dietrich Bonhoeffer - Theologe im Widerstand, 3. Auflage, München 2024.
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