Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Porträtfoto Lutz Wagner am Rednerpult

© Michael Ränker

Evangelische Dekanat hatte den ehemaligen Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner als Keynote Speaker für einen motivierenden Abend eingeladen.

Fußball-Schiri Lutz Wagner ermutigt Kirchenvorstände

veröffentlicht 16.09.2025

von Peter Bernecker

Fast 20 Jahre lang hat Lutz Wagner als Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga gearbeitet, Mitte September trat der 62-Jährige als Führungskräfte-Coach auf im Dekanat Bergstraße auf.

„Ich fühle mich empowered.“ Am Ende des Abends lässt Ute Gölz sich doch tatsächlich - vor lauter Begeisterung - zu einem Anglizismus hinreißen. Und in der Tat: Nicht nur die Präses des Evangelischen Dekanats Bergstraße hat die Veranstaltung mit dem ehemaligen Fußballbundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner offensichtlich als Stärkung erlebt: Das nahezu 150 Köpfe zählende Publikum im Gemeindezentrum der Bensheimer Stephanusgemeinde applaudiert ebenso kräftig wie lange.

Zentrales Thema: „Entscheiden in Stress-Situationen“

Der 62-jährige Wagner, der nach seiner fast 20 Jahre währenden Karriere als Referee eine nicht weniger erfolgreiche Laufbahn als Keynote Speaker und Führungskräfte-Coach angeschlossen hat, sorgte bei der Veranstaltung, die vor allem den ehrenamtlichen Entscheidern in den Kirchenvorständen gewidmet war, für gute Laune - und für so manche (Selbst-)Erkenntnis. Lutz Wagners zentrales Thema bei seinen Auftritten ist das „Entscheiden in Stress-Situationen“, wie er es als Schiedsrichter in der Fußballbundesliga tun musste. Und wie es auch die Ehren- und Hauptamtlichen an der Spitze der Kirchengemeinden mehr denn je tun müssen:

Die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft, die mit einer großen Zahl von Kirchenaustritten einhergeht und die auch eine schlechtere Finanzausstattung der Gemeinden nach sich zieht, zwingt dazu, sich über Kosten für Gebäude und Personal Gedanken zu machen. Keine erfreuliche Thematik, sondern eine, die ernüchtert, Kritik einbringt, mutlos macht. „ekhn2030“, so lautet der Titel des Reformprozesses, der die Akteure in den Gemeinden viel Kraft kostet.

Dank und Motivation für Kirchenvorstände

Im Haus der Kirche, dem Sitz des Evangelischen Dekanats Bergstraße, und im Dekanatssynodalvorstand entstand vor diesem Hintergrund der dringende Wunsch, den Kirchenvorständen für ihr Engagement zu danken und ihnen - auch mit Blick auf die Kirchenvorstandswahlen im Jahr 2027 - motivierend „unter die Arme zu greifen“, wie es Dekanin Sonja Mattes in ihrer Begrüßung formulierte:

„Mancher von Ihnen sehnt das Ende vielleicht herbei - es ist ja kein Geheimnis, dass Sie in den Veränderungsprozessen unserer Kirche schwierige Entscheidungen treffen müssen und das macht Stress.“ Der Abend jedoch „soll Ihr Herz erfreuen, den Magen füllen, nette Gespräche schenken und zeigen: Gott ist groß! Und wir glänzen, wenn wir in seinem Namen unterwegs sind.“

Begrüßt wurde das Publikum auch von stellvertretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf. Sie griff - passend zum Thema des Abends - den Song „You’ll Never Walk Alone“ aus dem Musical „Carousel“ auf, der zu einer Fußball-Hymne wurde. Der Text handelt bekanntermaßen davon, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, und eben das gelte als Zusage auch für die Frauen und Männer, die in den Kirchenvorständen Verantwortung übernehmen: „Sie gehen Ihren Weg nie alleine, sondern mit anderen Menschen - und in der Gewissheit: Gott geht mit!“

In ihrer Andacht nahm Dekanin Sonja Mattes Bezug auf eine Initiative des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der im Frühjahr in Hannover stattfand und bei dem den Ehrenamtlichen der rote Teppich ausgerollt und sie für ihr Engagement gekrönt wurden. Das Motto „Ehrenamt - das ist die Krönung“ spielte nun auch in Bensheim eine Rolle.

Ehrenamt als Krönung

Die Teilnehmenden hatten allesamt Fruchtgummi-Krönchen als „Nervennahrung“ erhalten und Sonja Mattes predigte: „Gott sendet keine anderen, im Moment sendet er uns. Ja, mit aller Verantwortung und mit allem Ärger, mit allem, was wir an Zeit und Nerven investieren, aber Gott glänzt durch uns - fühlen wir uns darum nicht wie die Dummen im Ehrenamt, sondern seien wir stolz. Auch wenn wir immer wieder hinfallen, aufstehen und die Krone neu richten müssen: Ehren-Amt: es ist die Krönung! Denn: es ist Gott in uns.“

Nach einem kurzweiligen Interview, bei dem Präses Ute Gölz den Haupt-Protagonisten des Abends Lutz Wagner vorstellte, folgte dessen Auftritt: In zwei „Halbzeiten“ mit jeweils 45 Minuten entfaltete der „Schiri“ jede Menge Parallelen zwischen der Arbeit eines Kirchenvorstehers und dem Agieren eines Unparteiischen auf dem Fußballballplatz. Er gab den Ehrenamtlichen zum Beispiel mit auf Weg: „Treffen Sie Entscheidungen - ob richtig oder falsch, das ist zweitranging.“ Denn nichts sei schlimmer, als den Versuch zu unternehmen, ein Thema auszusitzen: „Haben Sie keine Angst vor Fehlern - nur derjenige, der nichts macht, der macht auch keine Fehler.“ Und: „Sorgen Sie für größtmögliche Transparenz, um Akzeptanz zu erreichen.“

Musikalisch gestaltet wurde der Abend von der Dekanatsband unter der Leitung von Bruno Ehret; bewirtet wurden die Gäste nach einem Sektempfang mit „Halbzeitbier“ und „Bergsträßer Krachern“. Der Dank der Veranstalter galt der Bensheimer Stephanusgemeinde für die Gastfreundschaft sowie der Stiftung des Evangelischen Dekanats Bergstraße, der Stiftung für das Leben und der EKHN-Ehrenamtsakademie für die finanzielle Unterstützung.

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