
© Michael Merbitz-Zahradnik, MDHS
Premiere in Bronze: Festgeläut zum Reformationstag mit sechs brandneuen Glocken
veröffentlicht 09.10.2025
von Online-Redaktion der EKHN
Von kunstvoll geformtem Lehm und 1115 Grad heißer, flüssiger Bronze bis zum ersten Festgeläut am Reformationstag: Für die evangelische Kirche in Groß-Zimmern wurden sechs neue Bronzeglocken gefertigt – mit viel Handwerkskunst, Engagement und einem Segen.
Sie klingen nach Glaube, Hoffnung und Gemeinschaft – und bald ertönen sie zum ersten Mal: Am 31. Oktober 2025, dem Reformationstag, feiert die Evangelische Kirchengemeinde Groß-Zimmern die Einweihung ihrer sechs neuen Bronzeglocken mit einem festlichen Reformationsgottesdienst um 19 Uhr. Propst Stephan Arras und Dekan Joachim Meyer begleiten das besondere Ereignis, wenn die Glocken als Festgeläut vom Turm der evangelischen Kirche erklingen.
Denn Glocken haben eine zentrale Funktion im kirchlichen Leben: Sie rufen zum Gebet, zum Gottesdienst oder zur Beerdigung, sie verkünden die Uhrzeit und warnen in Notfällen.
In Groß-Zimmern ersetzen die neuen Bronzeglocken drei in die Jahre gekommene Stahlglocken, deren Klang und Lebensdauer nicht mehr genügten. Anfang Oktober wurden die über 2,5 Tonnen schweren Glocken per Kran in 26 Metern Höhe in den Turm gehoben – ein sichtbares Zeichen für Aufbruch und Zukunft.
Gerade in Zeiten des kirchlichen Wandels will die Gemeinde mit diesem Projekt ein hörbares, zuversichtliches Signal setzen: Kirche lebt – und klingt weiter.
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Neues Klangbild für Groß-Zimmern
Die sechs neuen Glocken werden das akustische Bild der Gemeinde für die kommenden Jahrhunderte prägen. „Sie müssen mit den katholischen Glocken harmonieren“, erklärt Jürgen Günster, der Vorsitzende des Glockenfördervereins. Deshalb wurden im Vorfeld Schwingungsmessungen durchgeführt und eine Abstimmung mit der katholischen Kirche inklusive Glockenturmbesuch vorgenommen. Die neue Läuteordnung ist derzeit in Arbeit.
Der Orgel- und Glockensachverständige der EKHN, Thomas Wilhelm, begleitet den Prozess von Anfang an und hat auch die Tonstimmung der Glocken vorgeschlagen.
Künstlerische Gestaltung mit Symbolkraft
Die Kirchengemeinde hat sich intensiv mit der Gestaltung der Glocken beschäftigt und die Künstlerin Carmen Stahlschmidt beauftragt. Jede Glocke trägt ein Bibelzitat oder einen Psalmvers sowie kunstvolle Ornamente wie Friedenstauben, Schmetterlinge oder segnende Hände. Ein umlaufendes Band mit der Inschrift „Ev. Kirchengemeinde Groß-Zimmern 2025“ verbindet alle Glocken:
- Die Reformationsglocke mit der Inschrift „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ ist die größte Glocke und mit einer Lutherrose versehen. Sie wiegt eine Tonne und hat einen Durchmesser von 1,15 Metern.
- Auferstehungsglocke,
- Friedensglocke,
- Vaterunserglocke,
- Segensglocke und
- Ökumeneglocke.
Glockenguss mit spirituellem Moment

© Dek. Vorderer Odenwald, Silke Rummel
Im Mai 2025 wurden die Glocken in der traditionsreichen Glockengießerei Rincker gegossen. Zuvor wurden die Formen aus Lehm in einem aufwändigen Verfahren gefertigt. Bevor die heiße Bronze floss, wurde ein Segen gesprochen. Während des Gusses bat Fritz Georg Rincker, der das Unternehmen in 13. Generation mit seinem Bruder führt, um absolute Stille.
Die Bronze besteht aus 78 % Kupfer und 22 % Zinn – eine Mischung, die den Glocken ihren musikalischen Charakter verleiht. „Zinn muss zugesetzt werden, damit ein Musikinstrument daraus wird – denn das ist eine Glocke“, erklärte Rincker.
Engagiertes und erfolgreiches Fundraising
Bevor die neuen Glocken zum ersten Mal erklingen konnten, war jahrelanges Engagement gefragt. Seit 2019 sammelt der Glockenförderverein der Gemeinde Spenden für das Projekt. Laut Vorsitzendem Jürgen Günster sind bislang rund 200.000 Euro über Mitgliedschaften, Einzelspenden und den Erlös aus 28 Veranstaltungen zusammengekommen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf eine mittlere sechsstellige Summe.
Zusätzlich unterstützt das Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die künstlerische Gestaltung der Glocken. Den verbleibenden Betrag trägt die Kirchengemeinde selbst.
Übrigens: Die alten Glocken bleiben in der Gemeinde, und zwar im Kirchgarten. Ein Verkauf ist nicht vorgesehen.
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