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Zum Glück

veröffentlicht 17.09.2024

von Klaus Douglass

"Viel Glück und viel Segen ..." - das wünscht man sich gern in christlichen Kreisen. Ganz offensichtlich ist beides nicht das Gleiche. Gesegnet kann man tatsächlich auch dann sein, wenn man unglücklich ist.

Segen ist keine Glückssache. Aber zum Glück gibt's den Segen! Immer. Überall.

Ein biblisches Beispiel dafür ist der Prophet Jeremia. Auf der anderen Seite kann man im Leben durchaus Glück haben, ohne dass ein Segen darauf liegt. Schaue dir nur die Geschichte vieler Lottomillionäre an. Vielleicht stehen deshalb die Worte "Segen" und "segnen" über 600-mal in der Bibel, während man das Wort "Glück" mit der Lupe suchen muss. Die Botschaft, die sich damit verbindet, ist die: Glück ist schön, aber auf den Segen kommt es an. Denn Glück ist mal da und mal nicht. Der Segen Gottes aber steht uns immer zur Verfügung.

Damit möchte ich das Glück nicht kleinreden. Glückliche Menschen sind nachgewiesenermaßen gesünder, erfolgreicher und auch sozialer. Es ist absolut legitim und hat nichts mit Egoismus zu tun, wenn wir in unserem Leben glücklich sein wollen. Und der jüdisch-christliche Glaube hat zum Thema "Glück" auch viel beizutragen. Die ganze alttestamentliche Weisheit kann man geradezu als Glückskunde begreifen. Und Vertrauen, Hingabe und Liebe - die wesentlichen Grundformen unseres Glaubens - sind ganz oft ebenfalls erhebliche Glücksfaktoren. Wobei Glück allerdings nie das direkte Ziel ist, sondern eher so etwas wie ein Nebenprodukt.

Segen Gottes empfangen und diesen Segen weitergeben

Glück ist etwas, das sich einstellt, wenn wir mit etwas ganz anderem beschäftigt sind. Das Ziel, das die Bibel uns stattdessen vorgibt, ist tatsächlich der Segen. Den Segen Gottes zu empfangen und diesen Segen weiterzugeben. Dabei nicht auf das eigene Glück zu schielen. Und doch die Erfahrung zu machen, dass es sich auf diesem Wege erstaunlich oft einstellt. Macht christlicher Glaube also glücklich? Damit beschäftigen sich die folgenden drei Kurzbeiträge:

Auszüge aus dem Buch „Glück ist jetzt“ von Klaus Douglass

Glaube und Glück

DER GLAUBE AN GOTT MACHT NICHT AUTOMATISCH GLÜCKLICH.

Menschen, die an Gott glauben, gehören nachgewiesenermaßen zu den glücklichsten der Welt. Sie haben ein solides Glaubens- und Wertesystem, ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt, ein stabiles Beziehungsnetz, das sie in Höhen und Tiefen ihres Lebens trägt, sowie eine Hoffnung, die über den Tod hinausreicht.

Menschen, die an Gott glauben, gehören aber auch zu den unglücklichsten der Welt, weil sie sich als Sünder fühlen, von einem schlechten Gewissen geplagt werden und Angst vor göttlicher Strafe haben. Nicht selten passen sie sich derart an die Erwartungen ihres Umfeldes an, dass ihre eigenen Wünsche und Träume dabei auf der Strecke bleiben.

Glaube kann glücklich, aber auch sehr unglücklich machen. Diesen Widerspruch möchte ich kurz begründen:

  • Zum einen macht Glaube nicht glücklich, solange wir ihn nur halbherzig betreiben. Es ist ähnlich wie bei einer Partnerscha: Wenn wir uns nicht ganz darauf einlassen, können wir es im Grunde gleich sein lassen. Ein halbherziger Glaube bleibt – wie eine halbherzige Liebe – letzten Endes kra -, freud- und glücklos. Nur halb christlich macht tatsächlich ganz und gar unzufrieden.
  • Zum andern picken sich viele Menschen o genau jene Glaubensinhalte heraus, durch die sie in ihrer ohnehin schon vorhandenen Weltsicht bestätigt werden. Wer das Glas lieber halb leer als halb voll sieht, wird auch in Fragen des Glaubens bevorzugt jene Aspekte in den Blick nehmen, in denen von Verboten, Sünde und Strafe die Rede ist – und sieht sich in seinem negativen Weltbild zusätzlich noch von Gott bestätigt.

Frömmigkeit ist der Entschluss, die Abhängigkeit von Gott als Glück zu bezeichnen.

Glück - größer als wir

UM GLÜCKLICH ZU SEIN, BRAUCHEN WIR ETWAS, WAS GRÖSSER IST ALS WIR SELBST.

Was aber ist es wert, dass wir uns daran verlieren? Ein Hobby? Ein Sportverein? Die Börse? Auch wenn wir uns an solche Dinge verlieren, können wir Glück empfinden. Aber im Kern sind wir darauf angelegt, uns an etwas zu verlieren, das größer ist als wir selbst. Was aber ist größer? Ideologien und große Ideen? Wohl kaum, denn sie sind von Menschen gemacht. 

Andere Menschen kommen ebenfalls nicht infrage, denn sie sind nicht größer als wir. Meine Antwort ist christlich, aber prüfen Sie, ob sie nicht auch schlüssig ist: Größer als wir selbst ist letztlich nur Gott. Niemand kann darum glücklicher werden, als der, der sich an ihn verliert.

Die Welt dreht sich nicht um uns. Sie hat lange Zeit existiert, bevor wir geboren wurden, und es wird sie noch lange geben, wenn wir gestorben sind. Wer trotzdem sein Leben so einrichtet, als wäre er der Mittelpunkt der Welt, muss früher oder später an dieser Realität des Lebens scheitern.

Nichts auf dieser Welt trägt seinen Sinn in sich selbst. Unser Leben ist wie ein Puzzleteilchen, das für sich allein genommen nicht viel aussagt. Erst wenn wir die passenden Teilchen um uns herum oder sogar das „große Bild“ erkennen, erschließt sich uns der Sinn unserer Existenz. Erst wenn wir wissen, wozu wir auf der Welt sind, können wir wirklich glücklich werden. Mit Recht sagt der Philosoph Wilhelm Schmid: „Nicht Glück, sondern Sinn ist das Wichtigste. Wer Sinn erfährt, ist automatisch glücklich.

„Selbstverwirklichung“ ist ein großes Schlagwort unserer Zeit. Im Grunde ist es eine legitime, ja sogar notwendige Sache, das in uns liegende Potenzial in bestmöglicher Weise entfalten zu wollen. Jedoch verfehlen wir dieses Ziel, wenn wir uns selbst zum Ziel unserer Bemühungen machen. So paradox es klingt: Wir verwirklichen uns selbst, indem wir uns an etwas anderes verlieren.

Das Glück ist nicht außer uns und nicht in uns, sondern in Gott. Und wenn wir Gott gefunden haben, ist es überall.

Blaise Pascal

Glück und Hingabe

Glück bedeutet sich hinzugeben

Das gelingt übrigens nicht, wenn wir es absichtlich tun. Wer sich selbst verliert, um glücklich zu werden, schummelt. In Wirklichkeit verliert er sich nämlich nicht einen Moment aus dem Blick. Seine Hingabe ist nicht echt. Schaue dir einen Briefmarkensammler an, der sich hingegebungsvoll seinen Alben widmet – der Mann ist glücklich. Versuche aber einmal,
Briefmarken zu sammeln, um glücklich zu werden. Das funktioniert nicht. Das Geheimnis des Glücks liegt in der Selbstvergessenheit und Hingabe. Wenn du glücklich sein möchtest, vergiss die Suche nach Glück. Suche lieber nach Dingen, denen du dich ungeteilt hingeben kannst.

Wann bist du das letzte Mal so richtig glücklich gewesen? Vielleicht warst du bei einem Musikkonzert einfach „hin und weg“. Oder du standest im Stadion, als deine Lieblingsmannschaft gegen den Tabellenersten gewann. Vielleicht saßst du mit deinem Partner / deiner Partnerin am Strand und beobachtetest einen Sonnenuntergang. Oder du erledigtest völlig
vertieft eine Arbeit, die du gern machst. Beim Blick auf die Uhr stellst du überrascht fest, dass Stunden vergangen sind.

Der gemeinsame Nenner dieser höchst unterschiedlichen Erfahrungen ist „Selbstvergessenheit“. Du warst mit deinen Gedanken und Gefühlen ganz bei der Musik, ganz bei dem Fußballspiel, ganz bei deinem Partner oder ganz bei der Arbeit. Es ging dir nicht um dich. Du verlorst dich selbst – und fandest dich unversehens auf einer höheren Stufe wieder.

Darum sagt Jesus: „Wer an seinem Leben festhält, wird es verlieren. Wer aber sein Leben loslässt, wird es gewinnen.“ Dieser Satz wird so verstanden, dass wir möglichst unglücklich leben müssen, um in den Himmel zu kommen. Dabei formuliert Jesus hier geradezu eine Grundregel des Glücks: Nur wer sich selbst verliert, findet sich auf einer höheren Stufe wieder – und genau das erleben wir als Glück.

Wer an seinem Leben festhält, wird es verlieren. Wer aber sein Leben loslässt, wird es gewinnen.

Jesus

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