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Und jetzt? Umgang mit Trauer und Trost
veröffentlicht 01.02.2025
von Impulspost-Redaktion
Der beste Freund hat seine Tochter durch einen Unfall verloren, die Kollegin ihren Mann nach langer Krankheit: Wie begegnet man jemandem, der um einen geliebten Menschen trauert? Was hilft trauernden Menschen ihre Trauer zu verarbeiten?
Anteilnahme hilft den Trauernden dabei, den Verlust leichter zu ertragen. Aber wie verhält man sich angemessen? Wenn in Familie oder im Freundeskreis ein Trauerfall eintritt, wissen viele nicht, wie sie reagieren sollen, was sie sagen oder wie sie helfen können. Aus Angst, etwas falsch zu machen oder aus dem Gefühl, mit der Trauer überfordert zu sein, ziehen sich manche lieber zurück. Die Trauernden fühlen sich allein gelassen, statt die dringend benötigte Unterstützung zu erfahren. Doch das muss nicht sein.
Empfehlungen für Trauernde und Tröstende aus der Praxis
Die Anregungen, die auf Ideen der Impulspost "Trauer mit mir" basieren, sollen dazu beitragen, Ratlosigkeit oder Hilflosigkeit im Kontakt mit trauernden Menschen abzubauen und dazu ermutigen, gerade jetzt den Kontakt mit Trauernden zu suchen. Ganz konkret werden Möglichkeiten gezeigt, wie man praktische Hilfe leisten kann, und zwar für Trauernde und für Tröstende. Sie helfen dabei, Abschied zu nehmen und die Zeit der Trauer zu überstehen.

© gobasil
Für Trauernde
Wer einen wichtigen Menschen in seinem Leben verliert, trauert. Das ist völlig normal und kann manchmal viele Jahre dauern. Trauer ist individuell sehr verschieden. Jeder Mensch braucht seine ganz eigene Zeit für die Aufgaben, die sie oder er bewältigen muss.
Für Tröstende
Trauern ist ein aktiver Prozess, ein Weg, der mit einigen „Aufgaben“ verbunden ist. Diese zu kennen mag hilfreich sein, wenn man Trauernden begegnet
Video zur Aktion
Wie gehe ich mit Trauer um?
Die Hospiz- und Trauerseelsorgerin Nirmala Peters aus Mainz gibt wertvolle Tipps zum richtigen Umgang mit einem Trauerfall. Zudem mehr zur Initiative der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Umgang mit Tod, Trauer und Trost.
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Große Fragen anlässlich des Lebens-Endes
Tod und Trauer sind allgegenwärtig. Dennoch ist es die schwerste Aufgabe, vor die uns das Leben stellt, einen geliebten Menschen loszulassen. Besonders weh tut es, wenn ein Leben endet, bevor es richtig begonnen hat. Die Endgültigkeit des Todes macht uns hilflos. Er wirft unendlich viele Fragen auf: Wie lässt es sich mit dem Verlust eines Menschen leben? Wo finden wir Halt und Trost? Die Bibel berichtet, dass Gott uns Menschen begleitet. Christinnen und Christen vertrauen auf Gottes Gegenwart im Leben, im Sterben und im Tod. In Jesus Christus hat Gott selbst die Grenzen des menschlichen Lebens erlebt und in ihnen gehandelt. Jesus war da, wo die Kranken und die Sterbenden waren. Sein qualvoller Tod war trotzdem nicht sein Ende. Er hat die unüberwindbare Grenze, den Tod, bezwungen und ist von den Toten auferstanden. Seitdem hat sich unsere Perspektive auf das Leben verändert. Sterben ist nicht das Ende – die Toten werden auferstehen.
Alles rund um die Bestattung
Bei einem Todesfall ist an vieles zu denken, von bürokratischen Dingen bis zu Fragen der Bestattung. Deshalb bieten evangelische Pfarrer:innen Begleitung beim Abschiednehmen an - als Seelsorgende im Gespräch und bei der Bestattung.
Folgende Aufstellung soll möglichst unkompliziert dabei helfen, bei einem Todesfall die Übersicht zu behalten und die richtigen Schritte einzuleiten.
Hilfreiche Angebote zu Trauer und Trost
Geschichten
Weiterleben mit Jürgen
Von Armin Himmighofen
Unser Sohn hat am 11. Mai Geburtstag. Wir feiern dieses Datum, denn wir wollen ihn nicht vergessen. Er gehört zu unserer Familie, solange wir leben. Mein Mann und ich haben noch zwei Töchter.
Manchmal werden wir gefragt, ob wir damit etwas verhindern wollen. Sie denken, es sei so eine Art Innenraum in unserer Familie, in dem wir unseren Sohn aufbewahren wollen und zu dem nur wir Zugang haben. Sie denken, wir können gar nicht Abschied nehmen.
Doch wir nehmen Abschied, aber wir lassen nicht los. Abschied bedeutet für uns, dass wir unseren Sohn behandeln, als wäre er an einen Ort verreist, an den wir nicht hin gelangen können. Wir sprechen über ihn und wir stellen uns vor, wie er jetzt aussieht. In diesem Jahr wird er 39 Jahre alt. Er könnte schon selbst Kinder haben. Wahrscheinlich würde er sich rührend um sie kümmern. Er hat als Jugendlicher in der Kirchengemeinde eine Kindergruppe geleitet. Er konnte ausgelassen mit den acht- und neunjährigen spielen, singen und Quatsch machen. Davon erzählen uns heute noch Eltern, die ihre Kinder zu ihm schickten.
Nach dem plötzlichen Tod ihres Babys
Vergib uns unsere Schuld – Schuld und Strafe?
Von Bernd Nagel
Später, nach drei weiteren Besuchen zu Hause, erinnere ich an das Vaterunser:
„Vergib uns unsere Schuld ... Wir glauben an einen Gott, der Schuld vergibt, damit wir nicht in der Vergangenheit gefangen bleiben müssen, sondern offen werden können für die Zukunft. Dass Ihr Kind plötzlich gestorben ist, hat nichts zu tun mit dem, was Sie als Schuld bereuen. Im Namen Gottes sage ich Ihnen, dass Ihre Schuld vergeben ist. Was gewesen ist, soll Sie nicht mehr beschweren; was kommt, soll Ihnen keine Angst machen.“
Es scheint, als könnte die junge Frau die Worte annehmen. Damals, in der Klinik, hätten sie nicht gepasst. Inzwischen aber gab es einige Begegnungen, in denen die Ehefrau Verantwortung übernehmen konnte, in denen der Ehemann seine eigenen Gefühle von Verletzung und Wut zum Ausdruck bringen konnte, und in denen beide behutsam begonnen haben, das Geschehene als Teil ihres gemeinsamen Lebens einzuordnen.
„Das ist jetzt die Strafe für meine Schuld!“, sagt eine Frau nach dem plötzlichen Tod ihres Säuglings. Sie steht neben ihrem Mann in diesem Raum der Kinderklinik, wo man ihr gesagt hat, dass man nichts mehr tun konnte für ihr Kind.
Ich stehe neben dem Ehepaar. Zunächst still und abwartend. Dann nehme ich die weinende Mutter in den Arm. Mehr nicht. Ich möchte ihr das Gefühl geben, angenommen zu sein. Nach einer Weile nimmt die junge Frau noch einmal den Faden auf. Ihr Mann hat inzwischen den Raum verlassen, um sich ein wenig zu bewegen. „Das hat bestimmt mit meiner Schuld zu tun ...“
Gegen den Impuls zu beschwichtigen, zu beruhigen, Unangenehmes wegzureden, nehme ich die Mutter des Kindes ernst: „Denken Sie da an etwas Bestimmtes?“ Erstaunen bei der trauernden Mutter. Und fast so etwas wie eine Erleichterung, dass jemand nicht ausweicht, wenn sie von Schuld spricht. „Naja, wissen Sie, es ist nicht wirklich sicher, ob mein Mann der Vater von der Kleinen ist ...“ „Weiß er davon?“ Die junge Frau nickt stumm.
Mir ist wichtig: keine Belehrung, keine Moralpredigt, kein Einsortieren in eine Schublade. Die Frau darf einfach da sein. Ich nehme sie wahr. Ich höre ihr zu. Und die Frau, so mein Eindruck, fühlt sich angenommen.
Erst später werde ich ihr diese Annahme auch verbal zusprechen. Es wird Raum sein für ein Gebet – später. Im Augenblick sind es nicht die Worte, die das Evangelium verkündigen. Es ist die annehmende und nicht wertende Haltung. Obwohl: Es fiel mir schwer, diesem kausalen Zusammenhang von Schuld und Strafe nicht zu widersprechen.

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Eine anstehende Bestattung bringt viele Fragen mit, zumal trauernde Menschen ohnehin belastet sind. Die folgenden Antworten zu dem am häufigsten gestellten Fragen sollen in dieser herausfordernden Phase Orientierung bieten. Dabei wurden auch Änderungen durch das neue Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz aufgegriffen. Danach kann die Asche einer verstorbenen Person auch zu Hause aufbewahrt werden. Was bedeutet das für die evangelische Bestattungspraxis?

Evangelische Kirche zu neuem Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz: „Menschen beim Abschiednehmen begleiten“
Das neue Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz ermöglicht eine Vielzahl neuer Bestattungsformen wie beispielsweise die Urne zu Hause aufzubewahren oder die Asche in Flüssen beizusetzen. Deshalb möchte die EKHN ihre Angebote im Bereich Seelsorge und Begleitung von Hinterbliebenen verstärken.

