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Vielfalt von Lebensformen
In der Bibel wird eine große Vielfalt beschrieben, wie Familien zusammenleben. Der Klassiker „Vater, Mutter, Kind“ kommt weniger vor. Es geht vor allem um die Nachkommen: Familien sollen wachsen. Selbst bei der „Heiligen Familie“ war nicht alles so, wie man sich das normalerweise vorstellt: Maria, noch unverheiratet, wird schwanger. Josef, ihr Verlobter ist nicht der Vater. Der trägt sich mit dem Gedanken, Maria zu verlassen. Jesus wird in Widerstände und Widrigkeiten hinein geboren.
Maßstäbe der Bibel
Familiäre Vielfalt heißt nicht, dass alles gleich gültig ist. Welche Maßstäbe gibt die Bibel an die Hand? Das höchste Leitbild der Bibel sind nicht Ehe und Familie, sondern: „Gott liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft“ (5. Mose 6, 5) und im Neuen Testament: Jesus Christus nachfolgen. Ehe und Familie kommen im Glaubensbekenntnis nicht vor. Ich bin nicht heilig oder unheilig, ob ich verheiratet bin, Single, im Patchwork lebe, in einer Klein- oder Großfamilie.
Liebe, Treue, Achtung
Die biblischen Maßstäbe für das Zusammenleben in jeder Form sind: Liebe, Treue, Achtung, Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Verantwortung und Sorge füreinander. Die Einsicht, dass wir auch in der Liebe nicht perfekt sind und darauf angewiesen, einander zu vergeben.
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Welche Familienformen werden in der Bibel erwähnt?
Orientierung geben
Angesichts der Vielfalt biblischer Bilder ist entscheidend, wie Kirche und Theologie die Bibel auslegen und damit Orientierung geben. Ein normatives Verständnis der Ehe als „göttliche Stiftung“ und eine Herleitung der traditionellen Geschlechterrollen aus der Schöpfungsordnung entsprechen nicht der Breite des biblischen Zeugnisses. Wohl aber kommt bereits in der Schöpfungsgeschichte zum Ausdruck, dass Menschen auf ein Gegenüber angewiesen sind, an dem sich die eigene Identität entwickelt. In diesem Sinne ist die Ehe eine gute Gabe Gottes, die aber, wie das Neue Testament zeigt, nicht als einzige Lebensform gelten kann. Die den Kindern Gottes zugesagte gleiche Würde jeder und jedes Einzelnen jenseits von Geschlecht und Herkommen und die erfahrbare Gemeinschaft in Christus in all ihrer Unterschiedlichkeit fordert die vorfindlichen Ordnungen immer neu heraus.
Die Ehe ist kein Sakramment
Deswegen versteht die Reformation die Ehe als „weltlich Ding“ ; sie ist kein Sakrament, sondern eine Gemeinschaft, die unter dem Segen Gottes steht. Ihre Aufgabe besteht in der Bewahrung und Weitergabe des Lebens in den vielfältigen Formen der Sorge für andere über die Generationen hinweg. Die kirchlichen Segenshandlungen sind ein Zeichen für liebevolle Zuwendung, für Kontinuität und immer neue Aufbrüche im Bund Gottes mit seinem Volk und damit eine Ermutigung, in allen Veränderungen einen gemeinsamen Weg zu wagen. Angesichts von Brüchen und Versagen sind sie zugleich Ausdruck der Rechtfertigung des Menschen allein aus Gnade. Protestantische Theologie unterstützt das Leitbild der an Gerechtigkeit orientierten Familie, die in verlässlicher und verbindlicher Partnerschaft verantwortlich gelebt wird.“
(Quelle: Familien-Orientierungshilfe der EKD 2013)